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1. Theil 3 - S. 51

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Ausgang. 51 vergaß er des eigenen Verlustes und sorgte, daß der Kranke ins Lager getragen würde. Dieser glaubte, ungeachtet großer Schmerzen, die Wunde sei nicht gefährlich und freute sich über die um ihn herumgestellten erbeuteten Fahnen und Standarten. Aber bald fühlte er, daß er sterben müßte. Er schrieb an seinen Bruder, empfahl ihm seine Frau und Tochter, sein einziges Kind, richtete seine Augen gen Himmel und sprach: „Herr Gott Vater, weil du gesagt hast, aller Menschen Namen seien im Himmel geschrieben, und ich auch ein Mensch bin, hoffe derhalben nngezweifelt, mein Name sei auch geschrieben. Auch weil du gesagt haft, wir seien alle deine Kinder und Erben, so bitte ich durch Jesum Christum, wollest; mir gnädig sein, und mich einen Miterben sein lassen und meinen Geist in deine gnadenreiche Hand durch Jesum Christum nehmen." Mit diesen Worten verschied er sanft, erst 32 Jahre alt, von Allen betrauert. Selbst Johann Friedrich sprach bei der Nachricht von seinem Tode: „Ich habe die beste Ursache, ihm gram zu sein; aber er war ein ungemeiner und hochwunderbarer Mann." 89.' Karls V. letzte Jahre. Seit der durch Moritz erlittenen Demüthigung hat Kaiser Karl keine frohe Stunde mehr verlebt. Alles mißlang ihm. Er hatte einen einzigen Sohn, den finstern, stolzen, heimtückischen Philipp; den hätte er gern den Deutschen zum Kaiser ausgedrungen; aber so bald sie ihn nur sahen, hatten sie schon genug an seinem finstern Gesichte, das nie zum Lachen sich verzog; auch wollte Ferdinand nicht die Krone abtreten. *) Dann fing Karl wieder einen Krieg mit Frankreich an; aber seine Heere wurden geschlagen, und der Versuch, Metz wieder zu erobern, schlug fehl. Dabei marterte ihn eine giftige Krankheit, die ihm keine schmerzenssreie Stunde vergönnte. Da faßte er endlich den Entschluß, seine Regierung niederzulegen und in klösterlicher Stille die ihm noch übrigen Jahre zuzubringen. Im Herbst 1555 reiste er dazu nach Brüssel, ließ seinen Sohn Philipp dahin kommen, und trat ihm in feierlicher *) Dabei zeigten sich einmal wieder die Ansprüche des Papstes. Als dieser von der Abdankung Karls Nachricht bekam, erklärte er diese für ungültig, weil Karl die Krone in seine, des Papstes, Hände hätte niederlegen müssen; denn unter den Kurfürsten wären drei Ketzer. Ferdinand solle daher seiner Wahl entsagen und die Entscheidung dem römischen Stuhle anheimstellen!!

2. Theil 3 - S. 52

1880 - Stuttgart : Heitz
'52 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Versammlung die Regierung der Niederlande ab. Neapel hatte er ihm schon früher übergeben. Es war ein rührender Anblick, den kranken Kaiser zu sehen, wie er von dem Leben Abschied nahm. Mit Mühe erhob er sich aus seinem Sessel, gestützt auf die Schulter des Prinzen von Dramen, und er hielt eine erschütternde Rede. Er erzählte, wie er seit seinem 16. Jahre unablässig mit der Regierung seiner weitläufigen Staaten beschäftigt gewesen sei und für sich fast gar keine Zeit übrig behalten habe. Ueberall habe er gesucht mit eigenen Augen zu sehen, und sein Leben sei daher eine stete Pilgerfahrt gewesen. Neun Mal habe er Deutschland, sechs Mal Spanien, vier Mal Frankreich, sieben Mal Italien und zehn Mal die Niederlande besucht; zwei Mal sei er in England und zwei Mal in Afrika gewesen, überhaupt habe er elf Seereisen gemacht. Jetzt erinnere ihn seine Hinfälligkeit, jüngeren Schultern die Last zu übergeben. Habe er während seiner vielen Regierungsgeschäfte etwas Wichtiges versäumt oder etwas nicht recht gemacht, so bitte er alle, die dadurch gekränkt worden, recht herzlich um Verzeihung. Er werde seiner treuen Niederländer bis an sein Ende stets in Liebe gedenken und für sie beten. Nun wendete er sich an seinen Sohn, der sich auf ein Knie vor ihm niederließ und seine Hand küßte. „Sieh, mein Sohn," sprach er, „du wärest mir schon Dank schuldig, wenn ich dir nach meinem Tode so blühende Länder hinterließe; aber ich übergebe sie dir noch bei meinem Leben. Regiere deine Unterthanen mit Gerechtigkeit und Güte, wie ein Vater seine Kinder." Philipp versprach alles und — hat nichts gehalten. Aller Augen schwammen in Thränen. Wenige Monate später übergab ihm Karl auch die Regierung von Spanien und eilte nun nach seinem Zufluchtsorte, den er sich in der wildesten Gegend Spaniens, bei dem Hieronymitenkloster San Juste in Estremadura, nahe an der portugiesischen Grenze, erwählt hatte. Aber der undankbare Philipp kümmerte sich wenig um seinen Vater, sobald er erst die Regierung erlangt hatte, und Karl war noch in den Niederlanden, als er an sich selbst erfuhr, wie hinfällig alles Irdische ist. Als er in Vliessingen auf günstigen Wind wartete, hatte er eines Abends einen Gesandten seines Bruders Ferdinand bei sich. Als dieser endlich weggehen wollte, klingelte Karl den Bedienten, dem Fremden zu leuchten. Aber keiner erschien. Da nahm Karl selbst das Licht, so sehr auch der Fremde sich sträubte, und leuchtete ihm vor, indem er sagte: „Vergiß nicht, daß Kaiser Karl nach so vielen Mühseligkeiten der Re-

3. Theil 3 - S. 81

1880 - Stuttgart : Heitz
Bartholomäusnacht. 81 „Mord! Mord!" ins Zimmer. Coligny war beim ersten Lärm aufgestanden; man fand ihn an die Wand gelehnt betend. Einer der Bewaffneten, ein Böhme, Namens Dianowicz, bemerkte ihn zuerst. „Bist du Coligny?" rief er. „Ich bin es," antwortete der Admiral ruhig; „achte meine grauen Haare." — Jener aber stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus und hieb ihm so lange ins Gesicht, bis er todt zu Boden sank. Dann rief er zum Fenster hinunter: „Es ist vorbei!" — „Der Herzog von Angouleme will es nicht glauben," antwortete Guise, „bis er ihn zu seinen Füßen liegen sieht." Man stürzte den Leichnam aus dem Fenster; Angouleme wischte ihm das Blut aus dem Gesichte, um"seilte Züge zu erkennen, und gab ihm dann einen Fußtritt. Sobald sich die Glocke hatte hören lassen, hatten sich die davon unterrichteten Katholiken mit fürchterlichem Geschrei und Mordgeheul von allen Seiten erhoben. Die Hugenotten kamen, zum Theil halb angekleidet und schlaftrunken, aus den Häusern, um zu sehen, was es gäbe. Einige wollten nach der Wohnung des Admirals, wurden aber gleich, an der Thüre von der Wache niedergestoßen. Andere, welche nach dem Louvre, dem Residenzpalaste des Königs, eilten, wurden von der Garde mit Pikenstößen und Flintenschüssen zurückgetrieben und fielen aus dem Rückwege den Soldaten des Herzogs von Guise oder den Bürgerwachen in die Hände, die ein schreckliches Blutbad unter ihnen anrichteten. Nachdem alle ermordet waren, die man auf den Straßen gefunden hatte, drangen die Mörder in die Häuser ein; die verschlossenen Thüren wurden aufgesprengt, und alle, die man fand, wurden ohne Unterschied des Alters und Geschlechts niedergestoßen; überall tönte Mordgeschrei und das Aechzen und Röcheln der Sterbenden. Diese Abscheulichkeiten währten die ganze Nacht hindurch; jeden Augenblick entdeckten die Mörder neue Schlachtopfer. So brach der Morgen an und die Sonne beleuchtete das gräßliche Schauspiel. Hier und da wurden geköpfte Leichen aus den Fenstern gestürzt; auf den Straßen und Hausfluren lagen todte und sterbende Körper umher und unzählige Leichen wurden durch die Straßen nach der Seine geschleppt. Guise und andere Große gingen in den Gassen umher und munterten die Bürger zu den Ermordungen noch mehr aus: es sei ausdrücklicher Wille des Königs, daß die ganze Schlangenbrut umkomme. Ein Goldarbeiter lief mit nackten, blutigen Armen umher und rühmte sich, mehr als 400 todtgeschlagen zu haben. Aber Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 6

4. Theil 3 - S. 85

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viil Anna Boleyn. 85 der Valois nach den Schandthaten der Bartholomäusnacht! -— Auch Heinrich von Guise starb eines gewaltsamen Todes. Heinrich Iii. ließ ihn durch einige seiner Leibgardisten erstechen, weil er Anstalten gemacht hatte, den König seines Ansehens zu berauben. 92. Heinrich Viii. und seine sechs Frauen. Zu der Zeit, als Karl V. in Deutschland Kaiser war und Franz I. in Frankreich regierte, war Heinrich Viii. König von England (1509—47). Er war ein Sohn jenes Heinrich Vii., der dem schändlichen Richard Iii. Krone und Leben geraubt hatte, und gehörte zu der Familie der Tudor (sprich Tjudörr). In mehr als einer Hinsicht ist Heinrich Viii. ein merkwürdiger König. Zu Anfange seiner Regierung mischte er sich bald in die Kriege, die Karl V. und Franz I. miteinander führten, und stand bald dem einen, bald dem andern bei; denn er war ein Mann von unerträglichen Launen und großer Eigenliebe, die sehr leicht beleidigt werden konnte. Diese Kriege kosteten ihm vieles Geld und brachten ihm keinen Ruhm, weil die Engländer nichts ausrichteten. Mit dem Papste stand er anfangs auf einem so guten Fuße, daß ihm dieser den Titel „Beschützer des Glaubens" gab. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Vaters schon im 18. Jahre die 24jährige Katharina von Aragonien, Ferdinand des Katholischen und der Jsabella Tochter, heirathen müssen, und, wie das bei gezwungenen und ungleichen Hebathen meist geschieht, sie war ihm zuwider geworden. Indessen hatte sie aus Gefühl der Pflicht geduldet; sie hatte ihm auch nie Gelegenheit zur Unzufriedenheit gegeben, und er hatte eine Tochter von ihr, welche Maria hieß. Plötzlich aber, nachdem er schon 18 Jahre lang mit ihr verheirathet gewesen war, behauptete er, die Ehe mit ihr sei unrechtmäßig, weil sie srüherhin seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Der eigentliche Grund war wohl dieser: eine Hofdame seiner Frau die Anna Boleyn (sprich Bohlin), hatte ihn durch ihre Schönheit und Annehmlichkeit so bezaubert, daß er seine Frau los sein wollte, um jene zu heirathen. Glücklich hatte er nie mit ihr gelebt. Als ihm aber mehrere Kinder starben, hielt er dies für eine Strafe Gottes, und die Neigung zu Anna Boleyn mochte allerdings den Ausschlag geben. Aber um sich scheiden zu lassen und eine andere

5. Theil 3 - S. 101

1880 - Stuttgart : Heitz
Eilsabeth. Maria Stuart. 101 setzte alle Leidenschaften Elisabeths in Bewegung, und die gehässige Behandlung der unglücklichen Königin ist offenbar der schwärzeste Punkt in Elisabeths Geschichte. — Heinrich Viii. hatte zwei Schwestern gehabt. Die jüngere war die Großmutter der Johanna Gray, die ältere aber war mit Jacob Iv., König von Schottland, vermählt worden. Ihr Sohn war Jacob V., der Vater der Maria Stuart. Es war, als ob über diese von ihrer Geburt an ein unglückliches Schicksal walten sollte, das nur durch wenige kurze glückliche Zwischenzeiten unterbrochen wurde. Schon sieben Tage, nachdem sie das Licht der Welt erblickt hatte, starb ihr königlicher Vater (1542). Me wurde dadurch, kaum wenige Wochen alt, Königin von Schottland. Ihre Erziehung übernahm ihre Mutter, eine Französin und Base des bei der Bartholomäusnacht erwähnten Herzogs von Gnise. Schon als. ein zartes Kind mußte sie sich von ihrer geliebten Mutter trennen. Sie wurde, sechs Jahre alt, nach Frankreich gebracht, das sie nachher so lieb gewann, daß sie es höher hielt als ihr Vaterland. Ihre Mutter folgte ihr drei Jahre darauf nach, und herrlich entfaltete sich unter der sorgfältigsten Erziehung der schöne Keim; Maria Stuart wurde das liebenswürdigste Geschöpf ihrer Zeit. Sie wurde, als sie noch nicht 16 Jahre alt war, mit dem Dauphin Franz unter großem Pompe vermählt. Dies waren die glücklichsten Jahre ihres Lebens, welches so wenige Freuden zählen sollte. Aber es änderte sich bald. Durch den Tod Heinrichs Ii. von Frankreich wurde ihr junger Gemahl (1559) König, und Maria sah sich jetzt im Besitze des größten Glanzes. Alles huldigte ihrer Würde, ihrer Jugend und ihrer Schönheit — als der frühe Tod Franz Ii., nach einer kaum anderthalbjährigen Regierung, und der Tod ihrer Mutter plötzlich das Glück ihrer frohen Jugend für immer unterbrach. Maria's Mutter war schon mehrere Jahre vorher riqch Schottland zurückgegangen und hatte hier für ihre abwesende Tochter die Regierung geführt. Aber die verdrießlichsten Händel hatten ihr dies Geschäft verbittert. Die Lehre Calvins hatte sich auch nach Schottland verbreitet und hier einen außerordentlichen Beifall gefunden. Am ärgsten aber wurde der Lärm, als Johann Knox -(spr. Nax), ein Schüler Calvins, aus Genf nach Schottland zurückkehrte und mit dem ganzen Feuer seiner Beredsamkeit und Ueberzeugung die neue Lehre empfahl. Seine gar zu heftigen Reden entflammten das Volk so zur Glaubenswuth, daß es die katholischen Kirchen ausplünderte und die Priester mißhandelte. Und als die

6. Theil 3 - S. 161

1880 - Stuttgart : Heitz
Eroberung Portugals. 161 war mit Carlos fast von gleichem Alter und früher für ihn bestimmt gewesen. Gleich dachte Philipp, daß sie den Carlos lieber haben würde als ihn, und seitdem hatte die Frau keine Ruhe vor seinem Argwohne. Alles dies erbitterte ihn mehr und mehr, und es kam endlich zwischen ihm und Carlos zu einem förmlichen Bruche, den besonders die gehässigen Einflüsterungen der Jesuiten herbeiführten. Philipp erfuhr, Carlos wolle fliehen, vermuthlich nach Deutschland zu Maximilian Ii. In einer Nacht, als sich Carlos mit seinen Kammerherren noch unterhielt, trat der König plötzlich mit wenigen Begleitern in sein Zimmer, ließ seine Papiere und andere Sache wegnehmen, die Fenster zunageln und ihn einschließen.*) Die Heftigkeit des Prinzen zog diesem ein heftiges Fieber zu, an welchem er sechs Monate nach seiner Einschließung starb. Neuere Untersuchungen haben bewiesen, daß er nicht enthauptet wurde; auch daß er vergiftet sei, ist nicht wahrscheinlich. — Bald daraus starb auch Elisabeth, nach der Volksmeinung durch Vergiftung, wahrscheinlich aber in Folge eines längeren kränklichen Zustandes. Beides geschah 1568, in demselben Jahre, wo Egmonts und Hoorne's Köpfe fielen. Welch ein blutiges Jahr! Mit Gift wußte Philipp trefflich umzugehen. Er nannte das Gift ein requiescat in pace, d. i. ruhe in Frieden! Gegen seine treuesten Diener war er undankbar: Egmont, der ihm zwei Schlachten gewonnen hatte, wurde enthauptet, Don Juan d’Austria, sein Halbbruder, ein trefflicher Feldherr, vergiftet; Alba selbst mußte zwei Jahre in der Verbannung leben. Die einzige Unternehmung, welche dem finstern Philipp glückte, war die Eroberung von Portugal. Hier starb die gerade Linie des Königshauses aus. König Sebastian, welcher bei dem Tode seines Großvaters, Johann Iii., erst drei Jahre alt gewesen und von den Jesuiten erzogen worden war, fing ohne Noth, nur aus Religionshaß, einen Krieg mit dem Kaiser von Marocco an und wurde 1578 bei Alcassar in Afrika an einem furchtbar heißen Tage von den Mauren geschlagen Er selbst verschwand von diesem Tage an, ohne daß jemand von seinem Schicksal Auskunft geben konnte. Wahrscheinlich war er int Kampfe gefallen. Zwar war *) Als Philipp den Inquisitoren seinen Sohn übergab, sprach er: „Nehmt keine Rücksicht auf den Rang des Prinzen. Thut' eure Schuldigkeit; denn wisset, daß der Eifer für die Religion längst alle väterliche Liebe in meiner Seele erstickt hat!" Welches schreckliche Bekenntniß! Weltgeschichte für Töchter, m. 16. Aufl. 11

7. Theil 3 - S. 162

1880 - Stuttgart : Heitz
162 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. noch ein alter Großoheim da, Cardinal Heinrich, der den Thron bestieg; da er aber schon 1580 starb, so verdrängte Philipp Ii. die übrigen Verwandten und erklärte, daß er als Sohn einer portugiesischen Prinzessin das nächste Recht habe. Nun wollten ihn zwar die Portugiesen nicht haben, und wer hätte den Tyrannen auch wohl haben wollen? Aber danach fragte er nichts. Er schrieb an sie: „Die Macht der Könige kommt von Gott; ihre Würde verstattet nicht, sich der Beurtheilung der Unterthanen zu unterwerfen. Die Rechtmäßigkeit der Fürsten hängt nicht von der Meinung des Volks ab. Meine Ansprüche auf den portugiesischen Thron habt ihr nicht erst zu untersuchen. Als Rebellen werde ich diejenigen behandeln, die sich meiner Macht widersetzen werden." Er schickte seinen Alba mit einem Heere hin und dieser unterdrückte bald die Widersprüche der Einwohner. 60 Jahre (bis 1640) lang blieben die Spanier Herren der Portugiesen, und während dieser Zeit verfiel der sonst so blühende Seehandel fast ganz; die meisten und schönsten ihrer Colonien gingen verloren. Das geschah 1580. Acht Jahre später rüstete Philipp die Armada gegen England aus, deren Schicksal bereits erzählt worden ist. In den letzten Jahren seiner Regierung war sein sonst so blühendes Reich so herabgekommen, daß er überall im Auslande Geldsummen schuldig war und nicht einmal die Interessen aufbringen konnte. Er, der Besitzer der reichen Gold- und Silberbergwerke von Peru und Mexiko, mußte Geistliche im Lande umherschicken, um eine Beisteuer sür ihn zu sammeln. Oft hatte er nicht so viel, daß er seine Bedienten kleiden und bezahlen konnte. Die meisten Summen hatte der niederländische Krieg verschlungen, viel auch der Bau des prächtigen Klosters Escorial gekostet, welches er mit verschwenderischer Pracht. aufbauen ließ. Da liegt er begraben. Er starb 1598. Philipp hatte eine schöne Gestalt; sein Blick war stolz und drohend. Selbst muthige Männer nahten sich ihm bebend; niemand wagte dem Furchtbaren zu widersprechen. Wie die Vorsehnng auch das Böse zum Guten lenkt, wer könnte das bei Philipps Geschichte verkennen? Hätte ein weniger harter, despotischer, grausamer König damals auf Spaniens Thron gesessen, so würden die Niederländer sicherlich nicht ihre Freiheit errungen haben. Eben so beförderte auch die Widersetzlichkeit seines Charakters den Fortgang der Reformation. Bei Gelegenheit der Niederländer mag hier noch ein schöner Zug der weiblichen Treue stehen. Nachdem die Niederländer sich

8. Theil 3 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Holbein, wurden aber nun kalt abgefertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kinder konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht. Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen Gnaden. Ms dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt. 91. Zwingli und Calvin. — Die Bartholomäusnacht, 1572. Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spanien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der berühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt. Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz nämlich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Männer, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekommen, die Christen zu der einfachen Lehre unseres Heilandes zurückzuführen und dasjenige aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf geleitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen ausstehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziemlich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformirte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Folgendes:

9. Theil 3 - S. 78

1880 - Stuttgart : Heitz
78 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Nach Franz (gest. 1547) regierte sein Sohn Heinrich Ii. (1547—59), der ein sehr böses Weib zur Frau hatte; Katharina von Medicis hieß sie und war aus Florenz gebürtig. Sie verfolgte, wo sie nur konnte, die Hugenotten, die doch keines andern Verbrechens sich schuldig machten, als einen andern Glauben zu haben, und in aller Stille Gott *uf ihre Weise verehrten. Aber trotz dieser Verfolgung mehrte sich ihre Zahl zusehends und viele Große des Hofes traten zu ihnen über. Vor allem stand an ihrer Spitze der alte würdige Admiral Coligny, ein Mann, der von allen geachtet wurde und dem jungen Prinzen von Conde und dem eben so jungen Heinrich von Navarra, die auch beide zur Partei der Hugenotten gehörten, mit Rath an die Hand ging. Nach König Heinrichs Tode regierten hintereinander die drei ältesten Söhne desselben, Franz Ii. (1559—60), Karl Ix. (1.560—74) und Heinrich Iii. 1574—89); aber eigentlich regierte Katharina für sie. Sie war eine herrschsüchtige Frau, die zeitlebens nicht zur Ruhe gekommen ist, weil ihre Leidenschaften und Ränke sie aus einer Unruhe in die andere warfen. Nachdem sie drei blutige Kriege geführt hatte, ohne die verhaßten Hugenotten besiegen zu können, beschloß sie, es einmal mit List zu versuchen, und sie entwarf mit einigen eben so grausamen Rathgebern einen Plan, der.ganz einer Lima oder Agrippma würdig war. Sie stellte sich nämlich mit einem Male recht freundlich gegen die Hugenotten. Den jungen Heinrich von Navarra, einen 16jährigen, hoffnungsvollen Jüngling, verheiratete sie mit ihrer eigenen Tochter, Margaretha von Valois, lud seine Mutter Johanna (d'albret) von Navarra (welche vom Papste, weil sie protestantisch war, vor sein Gericht nach Rom citirt und, da sie nicht erschien, aller Würden für verlustig erklärt wurde) nach Paris ein, umarmte sie so zärtlich bei der Ankunft, als wenn sie die besten Freundinnen wären, und fragte dann nachher ihren Sohn, den König Kart Ix., ob sie nicht ihre Rolle recht gut gespielt habe? Auch Coligny, Conde und andere Häupter der Hugenotten wurden eingeladen, und die Freundschaft der Königin schien-so aufrichtig, daß die arglösen Leute in die Falle gingen und über die glückliche Aussöhnung recht herzlich erfreut waren. Man warnte zwar den Admiral; aber er war so sicher, daß er sich alle Einflüsterungen feiner Freunde zuletzt verbat und nach Paris ging. Plötzlich aber starb Johanna von Navarra, und die Hugenotten munkelten, daß sie vergiftet worden sei, eine Beschuldigung, die nicht erwiesen

10. Theil 3 - S. 80

1880 - Stuttgart : Heitz
80 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Nun wurden geschwind die nöthigen Vorkehrungen getroffen. Der Admiral Coligny erhielt, wie er es selbst zu seiner Sicherheit gewünscht hatte, eine Ehrenwache. In die Nähe seiner Wohnung wurden alle übrtzen mit ihm nach Paris gekommenen Hugenotten gebracht, und die Nacht des 24. August (1572), des Bartholomäustages, zu der Ausführung bestimmt. Die Ermordung des Admirals übernahm Heinrich von Guise, ein böser, rachsüchtiger und auf die Hugenotten bis zur Wuth erbitterter Mensch. Der Marschall von Tavannes, auch ein wüthender Katholik, ließ darauf die Vorsteher der Kaufmannschaft zu sich kommen und befahl ihnen, die Bürgercompagnien zur nächsten Nacht bereit zu halten. Als sie den Zweck erfuhren, waren sie bestürzt und entschuldigten sich mit ihrem Gewissen. Tavannes fuhr sie an und drohte ihnen mit Ungnade des Königs. Schnell wurde das Gewissen, wie ein Handschuh, umgewendet. „Gut!" antworteten sie, „wenn es sich so verhält, da sind wir zu allem bereit." — Nun deutete ihnen Tavannes an: sobald die Glocke auf dem Schlosse geläutet würde, sollten die Lichter in die Fenster gestellt, die Ketten vor die Straßen gezogen und die Wachen aus den Kreuzwegen bereit gehalten werden; zum Unterschiede von den Hugenotten sollten sie um den linken Arm ein leinenes Tuch und auf dem Hute ein weißes Kreuz tragen. So brach der Abend des blutigen Tages an. Mit einer seltenen Verschwiegenheit hatte keiner die scheußliche Verschwörung verrathen. Der König Karl erwartete mit einer geheimen Angst die Stunde des Mordanschlags. Seine Mutter verließ ihn keinen Augenblick und sprach ihm Muth ein. Man mußte ihm den Befehl zum Läuten der Glocke erst abuöthigeu. Noch war alles still. Plötzlich hörte man einen Pistolenschuß. Keiner wußte, woher er kam; aber der Knall setzte alle so in Schrecken, daß sie sich vor Unruhe nicht zu lassen wußten, und der König schickte einen Offizier an den Herzog von Guise, nichts gegen den Admiral zu unternehmen. Allein es war schon zu spät. Guise hatte sich beim ersten Schlage der Glocke mit 300 Bewaffneten nach der Wohnung des Admirals begeben. „Im Namen des Königs! macht auf!" rief er am Hofthore. Man öffnete, und sogleich wurde die Schildwache niedergestoßen. Die dem Admiral gegebene Ehrenwache, statt ihn zu schützen, lief auseinander und versteckte sich. Drei Oberste, begleitet von Soldaten, drangen die Treppe hinauf, schlugen Thüre ein, welche zu Coligny's Schlafzimmer führte, und stürzten mit dem Geschrei:
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